Wohl kaum ein Monument in Ägypten ist so umstritten wie die Pyramiden. Um sie ranken sich zahlreiche Gerüchte und Mysterien. Schon über die Bautechniken wird seit Jahrhunderten gerätselt, auch gibt es zahlreiche Spekulationen über den Sinn oder Unsinn der Pyramiden, die von Gräbern für Pharaonen über aus Stein gebaute astronomische Messgeräte bis hin zu Bauten von Außerirdischen reichen.
Die moderne Ägyptologie vertritt erstere These: es handelt sich um Grabbauten. Wie diese jedoch genau errichtet wurden, darüber streiten die Gelehrten wie eh und je. Am geläufigsten dürfte die Theorie des Rampenbaus sein, doch auch hier gibt es genug Gegenargumente.
Die bekanntesten Pyramiden sind die sieben großen
Pyramiden des Alten Reiches:
Stufenpyramide
König
Djoser
ist der eigentliche "Erfinder" der Pyramiden. Neu war nicht nur die Form,
auch das Material war revolutionär. Zwar wurden Steine bereits in
Teilen früherer Gräber genutzt, doch hier wurde erstmals ausschließlich
Stein verwendet. Imhotep, sein Bauherr, unterstütze ihn tatkräftig
und wurde später als Gott verehrt. Ursprünglich wurde eine gewaltige
Grabkammer gebaut, die aus zwei Stockwerken bestand. Um diese Mastaba zog
man schließlich eine 10 m hohe Mauer, die ein Areal von 554
x 277 m umschloss. Zunächst wurde die Mastaba allseitig um 3 m, dann
um weitere 8,5 m erweitert. Dann wurde sie erneut um 3 m angebaut. Die
spätere Form der Pyramide zeichnete sich jedoch erst ab, als Imhotep
Mastaba auf Mastaba setzte, bis schließlich eine Höhe von ca.
60 Metern erreicht war,die aus sechs Stufen bestand. Der Grundriss maß
jetzt 125 x 110 m. Unterirdisch verlaufen Schächte und Stollen, von
denen jedoch die "echten" von denen, die Grabräuber angelegt haben,
kaum zu unterscheiden sind. In diesen Stollen wurden die Familienmitglieder
bestatten, von Djoser selbst fand man
nur einen mumifizierten linken Fuß.
Die Stufenpyramide ist jedoch nur Mittelpunkt einer riesigen Grabanlage, die Djoser erbauen ließ. So befindet sich dort auf der Südseite das Südgrab, dessen genaue Funktion nicht ganz geklärt ist. Dieses Grab ähnelt dem in der Pyramide, wobei besonders die Grabkammer Rätsel aufgibt: sie besteht aus Rosengranit, die Wände sind blau gekachelt und mit Darstellungen des Pharaos bedeckt. Sogar ein Sarkophag ist vorhanden. Dieser ist jedoch nur 1,60 m lang, also viel zu klein um einen ausgestreckten Körper aufzunehmen. Zudem hätte der Leichnam durch eine 80 x 40 cm weite Öffnung eingeführt werden müssen. Möglicherweise wurden hier die Eingeweide des Pharaos bestattet, aber dies ist reine Spekulation.
Im Osten der Pyramide befindet sich ein Gebäudekomplex,
wobei es sich hier um Scheinbauten handelt. Ebenso findet man hier den
Sedfest-Hof mit drei Pavillons, die jedoch nur Scheineingänge besitzen.
Das Haus des Nordens und das Haus des Südens sind zwei größere
Gebäude innerhalb des Komplexes, deren Sinn nicht klar ist. Der ganze
nördliche Bereich könnte noch ein Leckerbissen für die Ägyptologie
sein, denn er ist noch unter Schutt, Sand und Geröll begraben.
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Pyramide von Meidum
Dies
ist die erste "echte" Pyramide - zumindest sollte es die erste werden.
Sie gilt als Werk Snofrus, dem Begründer
der 4. Dynastie. Kurt Mendelssohn vermutet, dass beim Bau der Pyramide
ein verheerendes Unglück geschah, weshalb das Bauwerk zusammengestürzt
ist. Grund für diese Baukatastrophe könnte der steile Steigungswinkel
sein. Heute ist uns nur eine Art Turm geblieben. Hier findet man zum ersten
mal den klassischen Pyramidenkomplex, der seither immer in ähnlicher
Form gebaut wurde. Die Anlage selbst hat einen Eingang in der Nordwand,
auf der Ostseite befindet sich eine kleinere Nebenpyramide. Eine Art Damm
führt zum Taltempel, der per Schiff erreichbar war. Eine weitere Neuerung
ist die Lage der Grabkammer, die sich im Pyramidenkörper selbst, statt
in einem Schacht befindet. Die Grabkammer war leer und enthielt nicht einmal
einen Sarkophag, was zu der Überlegung geführt hat, dass hier
nie ein Begräbnis stattgefunden hat. Eventuell wurde Snofru
in einer seiner beiden weiteren Pyramiden beerdigt.
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Knickpyramide
Die
beiden anderen Pyramiden Snofrus befinden
sich in Dahschur. Nach längerem Streit der Gelehrten geht man heute
davon aus, dass die Knickpyramide die ältere der beiden ist. Die Knickpyramide
erhielt ihren Namen aufgrund der merkwürdigen Änderung des Böschungswinkels
von 54 auf 43 Grad, der zu vielen Spekulationen Anlass gibt. Diese Maßnahme
verminderte die Höhe der Pyramide von ursprünglich 135 m auf
101 m bei einer Kantenlänge von 190 m. Der deutsche Ägyptologe
Ludwig Borchardt (1863-1938) hat die Theorie aufgestellt, dass man diesen
Knick einfügte um schneller fertig zu werden. Eine gängige Theorie
von Kurt Mendelssohn spricht dagegen von einer Katastrophe der Pyramide
von Meidum, die infolge des steilen Böschungswinkels zusammengestürzt
sein soll und weshalb man hier einen niedrigeren Winkel wählte, damit
sich die Katastrophe nicht wiederholt.
Zur Besonderheit dieser Pyramide zählt nicht nur
der klassischen Eingang auf der Nordseite, sondern auch ein zweiter hoch
oben in der Westfassade. Auch bei dieser Pyramide führt eine nach
dem Polarstern ausgerichtete Zugangspassage zu zwei Kammern, die durch
ein kompliziertes System von Gängen und Fallsteinen miteinander verbunden
sind. Weiterhin gibt es einen zweiten Gang, der in die obere Kammer an
die Westwand der Pyramide führt. Auch hier wurde keine Mumie gefunden,
nicht einmal ein Sarkophag war vorhanden. Auch diese Pyramide besitzt einen
Taltempel so wie einen Totentempel an der Ostseite.
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Rote Pyramide
Die
Rote Pyramide ist die erste "echte" Pyramide, wie sie auch von den Nachfahren
Snofrus
gebaut wurden. Sie wurde mit einem Winkel von 43"36' erbaut, was nur wenig
von der späteren Norm (51°52') abweicht. Ihren Namen hat die Pyramide
aufgrund der Farbe der Steinquader erhalten, die im Abendlicht rötlich
glänzen. Die Rote Pyramide wurde von den Ägyptologen bisher wie
ein Stiefkind behandelt, ihr Inneres ist uns jedoch bekannt: Die Zugangspassage
führt zu drei hintereinander liegenden Kammern, deren dritte und größte
9,50 m lang und gerade etwas über 4 m breit ist. Einen fast unschätzbaren
Fund stellen die Markierungen auf Steinen an der Ostseite dar. Hier sind
Daten angegeben, die Vermutungen über den Fortschritt der Arbeiten
zulassen. Ansonsten darf man gespannt sein, was sich noch alles unter dem
Wüstensand verbirgt.
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Cheopspyramide
Die zweifelsohne bekannteste Pyramide ist die Cheopspyramide,
die auch Große Pyramide genannt wird.
Die
größte Pyramide in der Geschichte der alten Ägypter erreicht
stolze Ausmaße: die Grundfläche hat fast 230 m Seitenlänge,
eine Höhe von 146,60 m (heute nur noch 137,50) und wurde aus ca. 6,5
Mio. Tonnen Kalkstein erbaut, was etwa 2.300.000 Steinquadern à
2,5 Tonnen entspricht. Die Grundfläche beträgt rund 5,3 Hektar,
der Böschungswinkel wieder 51°52'. Ein aufsehenerregendes Phänomen
ist ihre einzigartige geometrische Eigenschaft, dass ihre Höhe zu
ihrem Umfang im gleichem Verhältnis steht wie der Radius zum Umfang
eines Kreises. Anders gesagt: das Verhältnis ist 1:2 Pi. Diese Tatsache
regt immer wieder zu neuen Spekulationen an. War dies Absicht oder handelt
es sich etwa nur um einen Zufall?
Das Innere der Pyramide ist recht verzweigt. Allem Anschein nach wurden die Pläne während der Bauarbeiten mindestens zweimal geändert. Der auf den nördlichen Himmelspol ausgerichtete Eingang führt über eine Passage unter die Oberfläche des Plateaus. Hier wurde zunächst eine Kammer erbaut, deren Fertigstellung jedoch aufgegeben wurde. Vermutlich lag dies an den unzumutbaren Arbeitsbedingungen, da hier kaum Sauerstoff hingelangte. Statt dessen entschied man sich dafür, diese Kammer in das Pyramideninnere zu verlegen und baute vom Eingangsstollen aus einen neuen Gang, der nach ca. 40 m in eine horizontale Passage übergeht, die zu einer weiteren Grabkammer führt. Sie ist unvollendet geblieben und wird - ohne Grund - als die "Königinkammer" bezeichnet. Von dieser Kammer aus führen zwei sogenannte "Luftschächte" in das Innere der Pyramide. Forschungen durch R. Gantenbrink mit Hilfe eines Roboters ergaben jedoch, dass sich am Ende des südlichen Schachtes eine Art Tür befindet, die bis heute jedoch nicht geöffnet wurde. Somit dürfte es sich hier nicht wie bisher angenommen um Luftschächte handeln. Die Welt darf gespannt sein, was sich hinter dieser Tür verbirgt.
Eine weitere Änderung der Urspungsplanung lässt sich beim Bau der Großen Galerie erkennen. Sie geht in einen horizontalen Gang über, der zur Königskammer im Zentrum der Pyramide führt. Drei Falltüren oder besser gesagt drei als "Fallgatter" funktionierende Steine schützen die Grabkammer am oberen Ende der Galerie vor unerwünschten Besuchern. Die Königskammer selbst ist ein schmuckloser, kahler Raum, in dem sich an der Westseite ein einfacher Granitsarkophag befindet. Er wurde bereits während des Baus hierher gebracht, da es nicht möglich gewesen wäre, ihn nachträglich durch die schmalen Gänge der Pyramide zu transportieren.
Cheops' Pyramide ist
umgeben von drei kleine Pyramiden, in denen Verwandte und hohe Beamte bestattet
wurden. Weiterhin findet man in Reihen ausgerichtete Mastaben. 1954 wurden
die Reste eines großen Schiffes gefunden, das sich in einer der Schiffsgruben
befand.
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Chephrenpyramide
Chephrens
Pyramide steht auf einer leichten Anhöhe und wirkt deshalb größer
als die Pyramide seines Vaters Cheops.
In Wirklichkeit ist sie jedoch 10,20 m kleiner als die Große
Pyramide und erreicht somit eine Höhe von 136,40 m. Die Grundkantenlänge
beträgt 216 m, der Böschungswinkel ist mit 52°20' etwas steiler.
Zum Pyramidenkomplex gehört ein Totentempel an der Ostflanke, der
durch einen Weg mit dem beindruckenden Taltempel verbunden ist - und natürlich
der Sphinx, ein überlebensgroßes Abbild des Pharaos über
das in letzter Zeit viele Spekulationen bezüglich seines Alters in
die Welt gesetzt wurden.
Das Innere der Pyramide ist recht einfach gehalten. Der
Zugang ist wie üblich nach dem Himmelspol ausgerichtet, ein Gang führt
zu einer Grabkammer am Boden des Bauwerks. Es gibt zusätzlich einen
zweiten Zugang ein Stück weiter nördlich unter dem Pflaster des
Pyramiden-Vorplatzes. Der Ausgräber Giovanni Battista Belzoni fand
1818 in der Grabkammer einen schönen Granitsarkophag, doch enttäuscht
mußte er feststellen, dass die Grabräuber mal wieder schneller
waren. Da das Innere der Cheopspyramide recht
komplex ist, vermutete man auch hier noch weitere Gänge und/oder Kammern
und ließ das Bauwerk mit Hilfe spezieller Strahlen "röntgen".
Doch die Mühe war vergeblich.
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Mykerinospyramide
Die
kleinste der drei Pyramiden bei Gizeh wurde von Pharao Mykerinos
(Menkaure) gebaut. Im Vergleich zu seinen Vorgängern wirkt der Bau
klein und unauffällig. Die Grundkantenlänge beträgt gerade
108 m, insgesamt erreicht die Pyramide eine Höhe von 70 m (146 m Cheopspyramide).
Es ist gleichzeit die letzte Pyramide dieser Epoche, die weiteren Pyramiden
sind nicht mit den drei Giganten zu vergleichen. Ansonsten unterscheidet
sich auch dieses Bauwerk nicht großartig von denen seiner Vorfahren.
Drei Grabkammern existieren im Felsuntergrund, ein blinder Gang, der von
der oberen Kammer ausgeht, wird als Änderung des ursprünglichen
Bauvorhabens gesehen. Colonel Howard Vyse fand hier im Jahre 1837 in der
zweiten Kammer einen Basaltsarkophag, der eine Mumie enthielt. Diese ist
heute im British Museum in London zu bewundern.
Die Pyramide wurde wahrscheinlich in größter
Eile erbaut, denn einige Blöcke bleiben unbehauen und auch der Toten-
und der Taltempel sind von minderer Qualität. Grund hierfür findet
man in einer Inschrift, die davon berichtet, daß Mykerions' Sohn
Schepseskaf das Bauwerk vollenden ließ.
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Wie und warum wurden Pyramiden gebaut?
1. Mythos und Fakten
2. Meisterwerk Organisation
3. Wie viele Menschen bauten an der
Pyramide?
4. Das Einmaleins des Pyramidenbaus
5. Der Bau beginnt
6. Theorien zum Rampenbau
Buchtipps
1. Mythos und Fakten
Wie bereits oben auf meiner Seite beschrieben, gibt es
viele Theorien zum Bau und Sinn der Pyramiden. Noch keine konnte 100%-ig
bewiesen werden, Schwachstellen gibt es bei jeder These, nicht eine Behauptung
konnte bisher alle Fragen klären.
Grund für dieses Rätsel-Raten ist die unerklärliche Tatsache, dass es weder Hinweise noch sonstige Aufzeichnungen über den Pyramidenbau gibt. Hierfür gibt es nur zwei Erklärungen: entweder war den Ägyptern das Pyramiden-Bauen so alltäglich, dass es keinen Grund für Aufzeichnungen gab, oder aber es war ein streng geheimes Projekt. Bekannterweise rühmten sich die Pharaonen gerne mit ihren Heldentaten - aber über die Errichtung solch enormer Bauwerke verlieren sie kein Wort, auch gibt es keine gezeichneten Szenen oder ähnliches. Aufzeichnungen und Pläne müssen jedoch existiert haben, denn ohne Bauplan hätte man keine Pyramide bauen können. Die Frage, wohin diese Pläne verschwunden sind, wird wohl noch lange das Geheimnis der Alten Ägypter bleiben. Eventuell wurde dieses Wissen in der Bibliothek von Alexandria aufbewahrt bis ein Feuer alles vernichtete.
Der Großteil der heutigen Ägyptologen hält die Pyramiden für Gräber der Pharaonen, wobei sie sich hierbei auf Erzählungen von Herodot und anderen Geschichtsschreibern des Altertums berufen. Astrologie-orientierte Wissenschaftler sehen in den Pyramiden Nachbildungen der Gestirne (Orion-Mystery) oder Einrichtungen, die das Vorhersagen der Zukunft ermöglichen. Eine weitere Theorie besagt, dass die Pyramiden gebaut wurden um das Volk zu beschäftigen, denn während der Überschwemmungszeit konnte kein Ackerbau betrieben werden. Mathematik-geneigte Wissenschaftler halten die Pyramiden für die Verkörperung mathematischer Formeln, also ein überdimensionales Nachschlagewerk. Die wohl für die Ägyptologie inakzeptabelste These sagt aus, dass die Pyramiden von Außerirdischen erbaut wurden. Wie man sieht, gibt es Spekulationen in alle nur denkbaren Richtungen.
Herodot, der griechische Geschichtsschreiber, war der erste, der von diesen Wunderwerken berichtete. Er bereiste Ägypten im 5. Jahrhundert vor Christus - aber da gab es die Pyramiden schon seit 2.000 Jahren. So stützte auch er sich nur auf Erzählungen der damaligen Bevölkerung. Folgendes gab es da zu hören:
Cheops, der böse Pharao, zwang alle Untertanen, beim Pyramidenbau zu helfen. Es arbeiteten je zehnmal zehntausend Mann drei Monate hindurch und das zwanzig lange Jahre - Sklaverei also. Herodot berichtet auch von Maschinen "hergestellt aus kurzen Holzblöcken", über die bis heute philosophiert wird. Vom Flaschenzug bis hin zum Kran sind auch hier alle Thesen vertreten.
Heute sind sich die Ägyptologen einig, dass es kaum
möglich war, ein ganzes Volk mit der Peitsche zu bezwingen. Beweise
hierfür finden sich auch in den Überresten der Arbeitersiedlungen,
unweit der Pyramiden. Hierbei handelte sich um ganz normale extra für
den Pyramidenbau erreichtete Dörfer, in die sich von den eigentlichen
Städten nicht untscheiden. Es ist auch davon auszugehen, dass teilweise
blinder Glaube die Menschen dazu trieb, unermüdlich an der Pyramide
zu arbeiten, denn wer zu Lebzeiten dem Pharao half, bekam im Jenseits dafür
Pluspunkte angerechnet. Abgesehen hiervon bot diese antike Baustelle viele
Arbeitsplätze, was Brot und vielleicht auch Ansehen mit sich brachte.
An qualifizierten Arbeitern wird es jedenfalls nicht gemangelt haben.
2. Meisterwerk Organisation
Bevor jedoch der Bau der Pyramide beginnen konnte, -
ich gehe hier nicht davon aus, dass Ausserirdische am Werk waren! - musste
eine funktionierende Infrastruktur geschaffen werden. Diese Leistung für
ein so gigantisches Projekt darf auf keinen Fall unterschätzt werden,
auch wenn die Ägypter zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine langjährige
Grabbautradition zurückblicken konnten. Sämtliche Facharbeiter,
das Versorgungspersonal und die Bauarbeiter wurden aus allen Teilen des
Landes gerufen, auch ihre Unterkunft musste organisiert sein. Eine riesige
Baustelle entstand.
Eine Meisterleistung stellt die Organisation des Baumaterials
sowie die zeitgerechte Anlieferung desselben dar. Ohne eine sehr gut durchdachte
Materialverwaltung wäre der Pyramidenbau kaum möglich gewesen.
Nicht zu vergessen der den Pyramiden angeschlossene Tempelkomplex, der
auch noch erbaut wurde, ebenso die Unterkünfte der Arbeiter, wobei
es sich um tausende Leute handelt. Schätzungsweise umfasste diese
antike Baustelle 300.000 Quadratmeter.
3. Wie viele Menschen bauten an
der Pyramide?
Fragen gibt es immer noch zur Anzahl der benötigten
Arbeiter und wann und wie lange während eines Jahres an der Pyramide
gearbeitet wurde. Herodot, der antike griechische Geschichtsschreiber berichtet,
dass nur während der dreimonatigen Überschwemmungszeit gebaut
wird, die heutige Ägyptologie vertritt jedoch zunehmend die These,
dass ganzjährig gearbeitet wurde. Ausgrabungen an der Roten
Pyramide zeigen Datierungen an den Verkleidungsblöcken, die diese
Theorie bestätigen.
Herodot sprach von ca. 100.000 Arbeitern, aber so viele
können es wohl doch nicht gewesen sein. Allein die Tatsache, dass
die Baustelle keinen Platz für so viele Menschen bot, ist Beweis genug.
Viele Forscher gehen von ca. 36.000 Arbeitern aus, einige tippen sogar
auf nur auf 20.000 Menschen. Inschriften sagen aus, dass man Gruppen bildete,
die man in einzelne kleine Unterabteilungen einteilte. Genaue Angaben findet
man leider nirgends, man geht heute jedoch von etwa 200 Mann pro Mannschaft
aus. Einige Hinweise deuten sogar darauf hin, dass nie mehr als drei Teams
gleichzeitig im Einsatz waren. Also maximal 3000 Arbeiter. Eine Zahl, die
staunen lässt und an die nicht jeder glauben mag. Zudem mußten
auch die bereits oben erwähnten Siedlungen für die Arbeiter erbaut
werden. Eine Siedlung für 100.000 Menschen zu bauen hätte auch
viel zu viel Zeitaufwand gekostet und versorgt werden mußte die Bevölkerung
auch.
4. Das Einmaleins des Pyramidenbaus
Nicht von der Hand zu weisen ist das großartige
mathematische Wissen der Alten Ägypter, ohne welches die Pyramiden
nie hätten gebaut werden können. Trotzdem ist nicht davon auszugehen,
dass die Ägypter das ganze heutige mathematische Wissen hatten. Rätselhaft
bleibt, wie die Berechnungen eines quadratischen Pyramidenstumpfes hergeleitet
wurde: VPyr.stupf = 1/3h*(a2+a*b+b2)
mit h:Höhe, a:Länge der Grundkante und b:Länge der Kante
der Deckfläche.
Inzwischen ist man sich darüber einig, dass die Formel zur Berechnung des gesamten Pyramidenvolumens ebenfalls bekannt gewesen sein musste, sowie sämtliche anderen geometrischen Größen, die für den Pyramidenbau benötigt werden. Aufzeichnungen aus Rechenaufgaben für Schülern zufolge kannten die Ägypter allerdings den Tangens noch nicht, weshalb sie zwar komplizierte Rechenwege wählten, aber doch zum Ziel kamen.
Ein weiterer äußerst wichtiger Schritt zur perfekten Pyramide ist die Absteckung der Seiten, die einen hohen Grad an Messgenauigkeit verlangt. Bis heute bleibt unklar, wie die Ägypter diese Leistung vollbringen konnten. Hinweise, wie diese Messungen vorgenommen wurden, gibt es nicht. Hier ist man auf Spekulationen angewiesen. Die einfachste Möglichkeit wäre die Verwendung von überdimensional großen Geodreicken. Diese Methode wäre jedoch recht ungenau.
Eine weitere Besonderheit der Pyramiden ist deren genaue Ausrichtung nach den Himmelsrichtungen. In der modernen Ägyptologie geht man heute davon aus, dass die grundlegende Ausrichtung der Pyramidenkanten nach Norden erfolgte, so wie bereits die Kammersysteme im Alten Reich angelegt wurden.
Der deutsche Ägyptologe Ludwig Borchard ist auf die Idee gekommen, die Ausrichtung beruhe auf der Bestimmung der Mitte zwischen dem Auf- und Untergangspunkt eines am Nordhimmer befindlichen Sterns. Der englische Pyramidenforscher I.E.S. Edwards schlug vor, einen künstlichen Horizont zu bauen, der aus einer halbkreisförmigen Mauer mit absolut waagerechtem oberen Mauerrand bestand. Mit einem Visirinstrument wurde im Mittelpunkt des Mauerhalbkreises der Auf- und Untergang eines horizontnahen Sterns gemessen. Diese beiden Punkte wurden auf dem künstlichen Horizont markiert. So entstanden drei Messpunkte, die miteinander verbunden wurden.
Das klingt zwar alles recht simpel, stellt sich jedoch
in der Praxis als recht unrentabel heraus. Allein der absolut gerade künstliche
Horizont stellt ein Problem dar, da bereits kleinste Bewegungen des Beobachters
zu verfälschten Messungen geführt hätten. Dennoch ist dies
die bekannteste, wenn auch gleich eine umstrittene Theorie, zur Ausrichtung
der Pyramide.
5. Der Bau beginnt
Seit sich die Menschen mit den Pyramiden beschäftigen,
wird über die Bauweise dieser Monumente gerätselt. Die Aussagen
Herodots wurden von allen Seiten beleuchtet, gerade die beschriebenen "Maschinen"
regten die Phantasie an. Doch keine Theorie konnte bisher überzeugen,
weshalb man bei der verbreitetsten These, dem Rampenbau,
geblieben ist. Allerdings stellt die Benutzung von Rampen unüberwindliche
technische Schwierigkeiten dar, so dass fröhlich weiter spekuliert
wird.
Fest steht, dass die Steine mit Hilfe von Schiffen zur
Baustelle gebracht wurden. Es wurde ein Kanal angelegt, der vom Nil zum
Fuße des Gize-Plateaus führte. Ein gigantischer Aufweg von 1.000
m Länge und 18 m Breite führte direkt vom Hafen zum Plateau,
wo die Steine abgeladen und zur Pyramide gebracht wurden. Der Aufweg war
unumgänglich, denn sonst wäre durch die schweren Steinblöcke
die Straße zerstört worden.
6. Theorien zum Rampenbau
Wie bereits erwähnt ist die Theorie des Rampenbaus
die unter Ägyptologen verbreitetste Theorie zum Pyramidenbau. Hierbei
gibt es verschiedene Modelle, doch bisher wurde an jedem ein Haken gefunden.
Die nun folgenden Erklärungsversuche beziehen sich alle auf den Bau
der Großen Pyramide des Cheops,
sind aber durchaus auf die anderen Pyramiden zu übertragen. Das Hauptproblem
stellen die oberen Steinschichten dar, da die Rampe für diese Steine
entweder zu lang oder zu steil würde.
Generelle Problem aller Rampentheorien sind, dass die Arbeit an der Pyramide jedesmal hätte gestoppt werden müssen um die Rampe auszubauen und dass es keine Hinweise auf die Existenz dieser Rampen gibt. Auch Herodot berichtet ausschließlich von "Stufen", nicht jedoch von Rampen.
Die wohl bekannteste Theorie der geraden Rampe wurde von Lauer aufgestellt. Das Problem hierbei sind die gewaltigen Ausmaße und der enorme Aufwand für die Errichtung der Rampe. Schon der geringe Platz vor der Cheopspyramide spricht gegen diese Erklärung.
Goyon schlägt die umhüllende Rampe als Lösung vor, die sich um die Pyramide zieht. Hierbei wird weniger Material benötigt, auch der geringe Platz stellt kein Problem dar. Allerdings ist der Weg für die oberen Steine enorm lang, auch der Ausbau der Rampe würde viel Zeit verschlingen.
Dieter Arnold stellt eine These vor, die eine steile Rampe im Innenbereich vorsieht. Dies würde erklären, warum bisher keine Überreste einer Rampe gefunden wurden. Kritikpunkte finden sich in der großen Anzahl der Arbeiter, die aufgrund der steilen Steigung nötig gewesen wäre. Grundvoraussetzung für das Funktionieren einer solchen Rampe ist ein optimaler Reibungswinkel. Hierunter versteht man den Neigungswinkel, bei dem ein Körper von selbst abwärts rutscht. Ein weiterer Schwachpunkt ist die Erklärung wie das Innere der Pyramide gebaut werden konnte.
Ein relativ junger Vorschlag ist die Nutzung von Schaukelaufzügen. Hierbei werden vier Schaukeln verwendet, die um den Stein herum befestigt wurden. So konnten die Steine die Rampe hinauf gerollt werden. Problematisch an dieser Theorie ist der weite Weg zur Spitze der Pyramide, aber auch der Personalaufwand, der mit dieser Bautechnik verbunden wäre. Auch kann hiermit nicht erklärt werden, wie die größeren Blöcke der Verkleidung transportiert wurden.
Eine etwas außergewöhnliche Theorie ist die von Davidovits und Morris. Sie besagt, dass die Steine erst an Ort und Stelle der Pyramide "gebrannt" wurden. Dies würde jedoch einen riesigen Vorrat an Holz voraussetzen, doch dieses Material war in Ägypten äußerst knapp bemessen. Allerdings könnte so erklärt werden, warum keine Rampen benötigt wurden. Kritikpunkte gibt es durch die verschiedenen Formen der Steine des Kernmauerwerks. Bei geformten Steine würden diese nicht auftreten. Auch kann mit dieser Theorie nicht erklärt werden, wie die aus Granit bestehenden Blöcke gefertigt wurden.
Bleibt noch die Vermutung, dass es wirklich "Maschinen" - in welcher Form auch immer - gegeben haben muss. Aber auch hierfür lässt sich kein Hinweis finden, außer der Aussage Herodots. So kann ich an dieser Stelle leider keine eindeutige Antwort auf die Frage nach den wirklichen Bautechniken geben.
Buchtipps:
Das
Buch "Im
Schatten der Pyramiden" erzählt spannend und informativ von der
abenteuerlichen Entdeckung einer bisher unbekannten Tür im Inneren
der Cheopspyramide durch R.
Gantenbrink mit seinem Roboter Upuaut. Auch auf verschiedene Theorien zum
Pyramidenbau wird hier ausführlich eingegangen. Sensationelle Bilder
und Informationen auch für diejenigen, die sich schon lange mit den
ungelösten Fragen rund um den Pyramidenbau beschäftigt haben.
Das
Rätsel des Cheops
berichtet ausführlich über den Pyramidenbau am Beispiel der
Cheopspyramide.
Hier werden viele Frage z. B. über die Anzahl der Arbeiter und die
möglichen Bautechniken unter die Lupe genommen. Ein sehr spannendes
und detailliertes Buch zum Thema Pyramidenbau.