Die Ägyptologen teilen die Geschichte des Nilstaates in drei große Abschnitte:
Frühzeit
(0. - 2. Dynastie)
Das Alte
Reich (3. - 6. Dynastie)
1. Zwischenzeit (7. - 10. Dynastie)
Das Mittlere Reich (11.
- 12. Dynastie)
2. Zwischenzeit (13. - 17. Dynastie)
Das Neue Reich (18. - 20.
Dynastie)
3. Zwischenzeit (21. - 24. Dynastie)
Spätzeit (25. - 31. Dynastie)
Griechisch-römische Zeit
(332 v. Chr. bis 395 n. Chr.)
Eine Liste sämtlicher Pharaonen gibt es hier.
Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, daß
die Angaben über Beginn und Ende des Alten und Neuen Reiches, so wie
der Zwischenzeiten von Quelle zu Quelle variieren. Dies liegt daran, daß
sich die einzelnen Dynastien nicht immer exakt voneinander abgrenzen. Eine
Dynastie ist der Zeitraum, in dem Mitglieder derselben Familie den Thron
innehaben. Da jedoch keine vollständige Liste aller Pharaonen existiert,
sind sich die Ägyptologen bis heute in einigen Punkten nicht sicher,
zu welcher Dynastie ein Pharao zuzuordnen ist. Um den heutigen Wissenschaftlern
das Leben noch schwerer zu machen, hatten die Pharaonen bis zu fünf
Namen, was das Verwirrspiel vervollständigt.
nach oben
Frühzeit (3150-2686)
Klimatische Veränderungen aufgrund der letzten Eiszeit
zwangen die Nomadenstämme, näher am Wasser zu siedeln. Es entstanden
größere Ortschaften, die als sogenannte "Gaue" verwaltet wurden.
Bis zur Verschmelzung von Oberägypten (der Süden) und Unterägypten
(Norden) war es ein langer Weg. Bereits vor der eigentlichen Reichseinigung
gab es einige Herrscher, die für kurze Zeit die Doppelkrone beider
Länder innehatten. Als 1. Pharao der 1. Dynastie wird heute Narmer
oder Menes genannt, wobei noch heute streitig ist, ob es sich hierbei wirklich
um ein und dieselbe Person handelt.
Auch das lebenswichtige Bewässerungsystem des Nils war bereits sehr gut ausgebaut und glich einem Netz aus Kanälen und Gräben um die Felder zu bewässern. Zu dieser Zeit gab es bereits Handelsbeziehungen nach Asien und den Mittelmeerinseln. Die Ägypter fuhren hauptsächlich Möbel, Alabaster und Tongefäße aus und importierten dafür aus Lapislazuli, aus Syrien kamen Pflanzenöle, Wein, Pech und Honig und der Libanon lieferte Zypressen- und Tannenholz. Eine Einwanderungswelle von Völkern aus dem Norden führte zu neuen Ideen und ließ den Staat aufleben. Gleichzeitig änderte sich jedoch auch das politische Klima. Es gibt Zeugnisse von langwierigen kriegerischen Streitigkeiten zwischen dem Süden und dem Norden, wobei Oberägypten den Sieg davon trug und die Herrschaft über beide Länder für sich beanspruchte.
Ungefähr zu dieser Zeit wird auch die Erfindung der
Schrift vermutet - den Hieroglyphen. Die
Mathematik wuchs ebenfalls aus den Kinderschuhen heraus und ein Kalender
mit 365 Tagen wurde eingeführt.
nach oben
Das Alte Reich (2686-2181)
Das Alte Reich ist charakterisiert durch die "Erfindung"
der Pyramiden und wird gelegentlich auch als
das "Pyramidenzeitalter" betitelt. König Djoser,
mit dem die 3. Dynastie beginnt, ließ eine Stufenpyramide
bauen, was einen regelrechten Boom auslöste. Die Herrscher dieser
Dynastie stammten aus Memphis und verfügten bereits über eine
perfekt funktionierende Verwaltung des Reiches. Die nachfolgenden Pharaonen
perfektionierten die Kunst des Pyramidenbaus.
Während Snofru, der Begründer
der 4. Dynastie noch an der Technik feilte, erbauten seine Nachfahren mir
diesem Wissen bei Gizeh die 3 großen Pyramiden: Cheopspyramide,
Chefrenpyramide
und Mykerinospyramide. Auch
die Pharaonen der 5. Dynastie folgten dem Bautrend, allerdings handelte
es sich hierbei weniger um Pyramiden als um Sonnenheiligtümer, da
inzwischen der Gott Atum in die Mitte des religiösen Denkens gerutscht
war.
Zu dieser Zeit kämpfte der Pharao mit den immer mächtiger
werdenden hohen Beamten, die immer mehr Macht an sich rissen. Gegen Ende
der 5. Dynastie trat die Verehrung des Totengottes Osiris
in den Vordergrund. Der Wechsel zur 6. Dynastie bleibt im Dunkeln. Es erfolgte
ein Ansturm asiatischer Eindringlinge im Norden, der jedoch von Uni und
seinem Gefolge besiegt wurde. Unter der wachsende Verarmung des Pharaos
litt sein Ansehen und einige Jahre nach Pepis Tod zerfiel das Alte Reich
in einzelne Fürstentümer.
nach oben
Die 1. Zwischenzeit
100 Jahre lang dauerte diese Periode, in der sich das
Land in einer tiefen Krise befand. Zwei Städte hatten hier besonderen
Einfluss: Theben und Herakleopolis. Pharaonen kamen und gingen fast täglich.
So erwähnt Manetho, dass in der 7. Dynastie 70 Könige in 70 Tagen
geherrscht hätten, wobei es sich hierbei jedoch nicht um den wahren
Sachverhalt handelt, sondern um eine Veranschaulichung der Wirren dieser
Zeit. In der 8. Dynastie werden 17 Könige, wahrscheinlich Nachkommen
Pepis II. gezählt, deren Macht jedoch begrenzt war, da Asiaten aus
dem Osten eingedrungen ins Delta eingedrungen waren. Häufige Thronwechsel
folgten auch in der 9. - 11. Dynastie. Erst in der 11. Dynastie wurde Ägypten
wieder geeint.
nach oben
Das Mittlere Reich
Mentuhotep ist
der 1. Pharao dieses neuen Zeitalters. Seine Hauptstadt lag in Theben.
Er führte das Reich wieder zusammen, eine neue Blütezeit konnte
beginnen. Zum Beginn dieses Reiches jedoch plünderten die ersten Grabräuber
die Totengräber und machten selbst vor den Pyramiden
nicht halt. Die Nubier versuchten vom Süden her in das Land einzudringen,
wurden jedoch zurückgedrängt. Im Norden griffen die Libyer erfolglos
an und der ständigen Einwanderung asiatischer Nomaden wurde ein Ende
gesetzt. Allmählich fasste das Volk wieder Vertrauen zu seinem Pharao.
Die weiteren Pharaonen kümmerten
sich hauptsächlich um die Wiederherstellung der Handelsbeziehungen
und schickten Expeditionen aus. Besonders eng war der Kontakt zu Byblos.
Der bis zur 11. Dynastie recht unbekannte Gott Amun
wird unter Amenemhet I. zum Hauptgott erklärt. Unter Sesostris' I.,
dem damaligen Kronprinzen, gab es wieder eine Zeit des inneren Friedens,
das Baufieber erwachte erneut. Auch die folgenden Pharaonen hielten das
Land unter Kontrolle und führten es zu erneutem Glanz. Erst mit dem
Tod Amenemehts III. endete dieses Reich. Genau Angaben über den Untergang
fehlen jedoch bis heute.
Die 2. Zwischenzeit
Diese Zwischenzeit ist in Wahrheit nicht so tragisch
wie ursprünglich angenommen. Die Zentralregierung blieb während
der 12. Dynastie. Die genaue Chronologie der 13. Dynastie lässt sich
nur schwer ermitteln. Es gibt aus dieser Zeit nur wenige Bauwerke oder
Inschriften, die eine genaue Reihenfolge rechtfertigen würden. Es
gibt Hinweise auf eine Expedition zu den Minen der östlichen Wüste,
die Mitte der 13. Dynastie stattgefunden haben soll. Die 14. Dynastie regierte
vom östlichen Delta aus, ein Geschlecht semitischer Könige begann,
sich die kontrolle über die Ostwürste und Ägyptens Deltaregion
zu verschaffen. Die Herrscher der 15. Dynastie nannten sich selbst Hyksos
"Wüstenprinzen". Die Hyksos regierten für ca. 108 Jahre das Land.
Sie plünderten um 1720 v. Chr. die oberägyptische Hauptstadt
Memphis, operierten aber von Stützpunkten im östlichen Delta
aus. Während die Hyksos-Könige die Kontrolle über den Norden
des Landes übernehmen, trat in Theben mit der 17. Dynastie ein neues
Herrscherhaus in Erscheinung. Nach harten Kämpfen wurden die Hyksos
aus Ägypten vertrieben, Ahmose begründete somit die 18. Dynastie
und das Neue Reich. Somit hat dieses Intermezzo ca. 200 Jahre gedauert.
nach oben
Das Neue Reich
Das Neue Reich umfaßt eine Zeitspanne von 500 Jahren
und gilt als Höhepunkt der ägyptischen Geschichte. Viele der
damals erbauten Tempel und Statuen sind bis heute
erhalten geblieben, so dass wir einen recht guten Einblick in diese glanzvolle
Epoche haben.
1526 v. Chr. stieg Amenophis I auf den Thron. Er übernahm ein gefestigtes, geeintes Staatswesen mit gesicherten Grenzen im Norden und Süden. Da das Problem der Grabräuberei auch zu dieser Zeit bekannt war, gab man die Pyramide als Grabform auf und baute seine Grabstätten lieber auf dem Westufer Thebens tief in die Felsen hinein. Thutmosis I. konnte die Grenze im Süden des Landes weiter ausbauen, wodurch ein verstärkter Import von Negersklaven einsetzte. Hatschepsut, die wohl bekannteste Pharaonin übernahm den Thron. Zu ihren glanzvollsten Taten zählt die Expedition ins Weihrauchland Punt, von wo sie Ebenholz, Elfenbein, Pfeffer und Terebinthenharz, aber auch Gold, Leopardenfelle, Affen, Geparden und Windhunde mitbrachte. Nach ihrem Tod kam Thutmosis III. an die Macht. Er brach mit einem Heer Richtung Palästina auf, da sich hier neue Unruhen ankündigten und besiegte diese rasch. Thutmosis konnte die Landesgrenzen bis über den Euphrat ausbauen, so dass die Vorrangstellung Ägyptens von den Nachbarstaaten anerkannt werden musste. Auch im Süden konnte er die Staatsgrenze bis zum 4. Katarakt verschieben. Auch die folgenden Pharaonen konnten in einem friedlichen Ägypten regieren. Es herrscht auch zu dieser Zeit eine rege Bauleidenschaft, die uns heute von den Taten der Pharaonen berichten.
Kaum verständlich erscheint der Sinneswandel eines Pharaos der 18. Dynastie: Amenophis IV oder Echnaton, wie er sich später nannte. Er war besessen von der Idee, dass Aton, die Sonnenscheibe, der einzige Gott sei und die alleinige Verehrung verdiente. Echnaton revolutionierten auch den traditionellen Stil der ägyptischen Kunst. Waren die Statuen der vorherigen Pharaonen von strahlender Schönheit gekennzeichnet, so war von nun an ein schonungslos realistischer Stil unverkennbar. Es ist verwundernswert, dass ausgerechnet das Porträt seiner Frau Nofretete heutzutage das Idealportät einer ägyptischen Frau ist. Nach dem Tode Echnatons gelangte ein Kind auf den Thron, dessen Namen nur allzu bekannt ist: Tut-ench-Amun. Er setzte die alten Götter wieder ein und sorgte dafür, dass die alten Sitten wieder auflebten und begann damit, die von Echnaton zerstörten Bauen zu restaurieren. Ihm ward jedoch nur ein kurzes Leben beschieden, denn mit 18 oder 19 Jahren wurde er durch einen Schlag mit der Keule auf den Hinterkopf ermordet.
Zur Regierungszeit Ejes wurde die Situation in Palästina brenzlig. Ägypten wurde der Krieg erklärt. Die kriegerische Auseinandersetzung mit den Hethitern dauerte vier Jahre lang, konnten aber abgewehrt werden. Nach seinem Tod in hohem Alter bestieg Haremhab den Thron. Auch er setzte alles daran, die Zeichen der Aton-Herrschaft zu verwischen. Ägypten war in der 18. Dynastie wieder auf einem glanzvollen Höhepunkt angelangt.
Ramses I. wurde zum Begründer der 19. Dynastie, wohl ehr zufällig durch seine Beziehungen zu Haremhab. Es folgte eine Blütezeit der ägyptischen Kunst unter Sethos I. Nach ihm gelangte Ramses II, auch der Große genannt, an die Macht. Er regierte 67 Jahre und hinterließ mehr Denkmäler als jeder andere seiner Vorgänger. Die Beziehung zu den Hethitern an der syrischen Grenze waren schwierig. Die erbitterten und jahrelangen Hethiterkriege sind aus seiner Regierungszeit nicht wegzudenken. In einem Friedensvertrag wurde schließlich ein Übereinkommen erzielt, dass einen Nichtangriffspakt und gegenseitig Hilfe vorsah.
Nach dem Tode Ramses II.
war es schnell mit dem Frieden im Lande vorbei. Von allen Seiten gab es
Unruhen, die jedoch zurückgeschlagen werden konnten. Die 19. Dynastie
endete schließlich mit Thronwirren. Als 1. Pharao der 20. Dynastie
wird Sethnacht angegeben. Ramses III. war der letzte große Pharao
auf dem ägyptischen Thron. Er hatte mit den Seevölker zu kämpfen,
die sich mit aller Gewalt in Ägypten ansiedeln wollten. Nach dieser
Schlacht kehrte für einige Zeit Ruhe ein, doch weitere Feldzüge
waren nicht zu vermeiden. Mit seinem Tod ging das glanzvolle Pharaonenreich
seinem Ende entgegen. Es herrschten noch weitere Pharaonen mit dem Namen
Ramses (insgesamt waren es 11), die Ägypten jedoch nicht zu seiner
alten Pracht zurückführen konnten. Ein entscheidender Faktor
für den Untergang dieses Reiches ist nicht zuletzt der Beginn der
Eisenzeit. Da die Ägypter kein Eisenerz besaßen, mussten sie
neue Quellen erschließen, was einen beängstigenden Preisanstieg
für Getreide und andere Lebenswichtige Güter nach sich zog.
nach oben
3. Zwischenzeit bis griechisch-römische
Zeit
Fremde Einflüsse machten sich zu dieser Zeit mehr
und mehr bemerkbar, auch die Pharaonen verloren
an Ansehen im Volk und waren längst nicht mehr die zu Fleisch gewordenen
Götter. Wirtschaftlich gesehen stand das Land um 1000 v. Chr. vor
dem Ruin. Assyrer und Perser, sowie makedonische Griechen besetzten das
Land. In der 25. Dynastie herrschten sogar die verachteten Nubier oder
Kuschiten über den Nilstaat. Das Ende war unvermeidbar. Alexander
III, bekannt als "der Große" besiegelte endgültig das Schicksal
Ägyptens und begründet die griechische Herrschaft. Nach dem Tode
Alexanders übernimmt Ptolemaios I. die Macht am Nil, Alexandria wird
Hauptstadt. 47 v. Chr. landet Cäsar in Ägypten. Nach der entscheidenden
Schlacht bei Actium 31. v. Chr. nehmen sich Cleopatra und Marcus Antonius
das Leben. Ägypten wird römische Provinz. Wie vorher die Ptolemäer
reagieren auch die Römer als Pharaonen. Die zunehmende Verbreitung
des Christentums verdrängt jedoch im Laufe der Zeit die altägyptische
Religion. Nach der Teilung des Römischen Reiches (395 v. Chr.) fällt
Ägypten an Ostrom.
nach oben