Den besagten Tag zuvor waren wir unterwegs und versuchten über offizielle ägyptische
Reiseunternehmen eine mehrtägige Tour in die Wüste zu organisieren.Die Preise
schwankten für zwei Fahrzeuge zwischen 150 US $ pro Person bei zweieinhalb Tagen bis
zu 210 US $ pro Person und ohne Verpflegung. Mit Handeln war hier nicht weiter zu
kommen. Außerdem war eine derartige Investition nicht in unserem Reisebudget
eingeplant.
Als wir uns schon fast mit dem Gedanken angefreundet hatten nicht in die Wüste zu
fahren, trafen wir den oben erwähnten "Mohamed Kamel". Er erzählte uns bei einem
Kaffee, dass er (oh Wunder) der Mitbesitzer eines Papyrusshops sei. Sein spezieller
Service bestand aber eigentlich in der Organisation und dem Vermitteln von Wüstentouren.
So kamen wir ins Gespräch, denn jetzt war dieser Laden für uns interessant geworden.
Mohammed redete und redete...... Ein beliebtes ägyptisches Hilfsmittel um potenzielle
Kunden zu überzeugen ist das Vorzeigen von Bilderalben mit den entsprechenden
Empfehlungsscheiben. Zu diesem Mittel griff auch Mohammed. Er meinte, wenn wir uns mit
dem Preis einig werden, könne es morgen schon los gehen. Wir zögerten noch ein wenig,
er senkte den Preis noch einmal und schließlich waren wir uns einig. Zugegeben, 80 US $
sind auch nicht gerade ein Schnäppchen, aber das Erlebnis Wüste und das was auf uns
wartete ist nicht mit Geld aufzuwiegen.
Am nächsten Morgen ging es tatsächlich los. Mich freute besonders, dass sich Udo und
Astrid spontan entschlossen, uns in die Wüste zu begleiten. Eigentlich hatten sie
geplant, die restliche Woche ihres Urlaubs in Kairo zu verbringen, um diese
abenteuerliche Stadt etwas genauer kennenzulernen. Jetzt sollten ihre Pläne eine
kleine Änderung erfahren, die sie später aber nicht bereuten.
Zuerst ging es mit dem Bus nach Baharija, dort wechselten wir das Transportmittel und bestiegen die beiden Jeeps. Die Busfahrt war in unserem ausgehandelten Preis inbegriffen und so war Mohammed am Morgen der Abfahrt extrem beschäftigt. Er holte uns mit unterschiedlichen Taxis aus unterschiedlichen Hotels ab (Udo und Astrid waren woanders abgestiegen), besorgte telefonisch die Tickets und versuchte zwei Taxis durch das morgendliche Kairoer Verkehrschaos zu bringen, um "just in time" am Busbahnhof anzukommen. Esther und mir trieb es ein breites Grinsen in Gesicht, denn erst auf unserer dritten Ägyptentour erlebten wir einen hektischen, von Stresssymptomen gezeichneten (Schweißperlen auf der Stirn und angespannt) Einheimischen.
Um bei der Ausrüstung nicht einige wichtige Details zu vergessen, möchten wir an dieser Stelle wieder an "Ägypten individuell" verweisen. Wichtig bei einer mehrtägigen, oder mehrwöchigen Fahrt ist der Zustand der Fahrzeuge. Achten Sie auf Werkzeug, Wagenheber, Sandbleche und vor allem Ersatzreifen. Drei pro Fahrzeug sollten es sein.
Wir hatten am zweiten Tag das Pech, dass innerhalb von 15 Minuten zwei Reifen an Wagen_1 explodierten. Die Ersatzreifen von Wagen_2 waren keine Alternative, da der Abstand der Radmuttern völlig unterschiedlich war. (Bild vom Reifenwechsel) Glücklicherweise hatten wir drei Reifen pro Wagen und so konnte es mit einem mulmigen Gefühl im Magen weiter gehen. |
All denjenigen, die sich ebenfalls abseits der Oasenroute durch die Wüste bewegen wollen sei gesagt, dass diese Hügel eine gute Orientierungshilfe bieten, denn von dort oben erkennt man schnell die Straße, welche sich wie eine lange Narbe durch die Wüste zieht.
Abends, als die Sonne untergegangen war, breitete sich eine geheimnisvolle Stille in
der kleinen Oase aus. Ein idealer Zeitpunkt für ein Bad unter dem Sternenhimmel.
Zu Anfang waren wir schon etwas skeptisch, ob das Wasser nicht doch einige
Bilharzioseerreger enthält. Aber dieser Verdacht war unbegründet. Die Quellen der
Oasen fördern "1A Wasser" ans Tageslicht. Die heißen Quellen sind auch bei den
Einheimischen eine beliebte Bademöglichkeit. Meist sitzen, in leise Gespräche
vertieft, einige Männer in den Quellbecken, die tagsüber die Felder der Oase
bewirtschaften.
Gastfreundlich wie alle Bewohner dieser kargen Gegend, räumten sie für unsere Damen
das Becken, so das sie auch ein Bad nehmen konnten. Es war absolut spitze, wie wir
unter dem gigantischsten Sternenhimmel, den ich jemals sah, im Quellbecken saßen und
die aufsteigenden Dampfschwaden die dunklen Kontoren der Palmen verschleierten.
(Bild, Mondnacht).
Die Quellen der Oasen dienen nicht immer nur der körperlichen Erfrischung. Auch die durchgeschwitzten Kleidungsstücke können an diesen Stellen gespült werden. |
Hinweis: Bitte verunreinigen Sie nicht das Quellwasser, dass anschließend zur Bewässerung benötigt wird, mit chemischen Reinigungsmitteln. Baden und waschen ohne Shampoo oder Duschgel ist in der Hitze auch erfrischend. Außerdem hält der Duft eines Duschgels bei 50°C und mehr sowieso nicht lange.
Irgendwann erreichten wir gegen Abend den Rand der weißen Wüste. Hier schlugen wir wieder unser Lager auf. Jetzt allerdings mitten in der Wüste und unter freiem Himmel. |
Entgegen allem was wir zuvor von der Wüste gehört hatten, wurde es Nachts nicht kalt. Jedenfalls nicht so kalt, dass man frieren mußte. Allerdings muss man an dieser Stelle vielleicht erwähnen, dass unser Reisemonat 2001 der August war. Wie auch immer, ich schätze die Nachttemperatur in der Wüste in dieser Jahreszeit auf 18-20°C. Ich lag jede Nacht mit einem T-Shirt und kurzer Hose auf meinem Schlafsack und musste nie frieren.
Ich glaube es bedarf keiner Erwähnung, dass wir peinlich genau darauf achteten, keinen Zivilisationsmüll zurückzulassen. Die Wüste, so groß und gewaltig sie auch scheint, so zerbrechlich ist sie auch. Das gilt sicher für alle naturbelassenen Gegenden dieser Welt. Es wäre zu wünschen, dass der Massentourismus nicht bis hierher vordringt, denn dann wäre das, was jetzt noch einmalig erscheint, sicher bald verloren.
Als wir wieder in dem kleinen Ort nahe Baharija ankamen, um die Fahrzeuge zu wechseln
(jetzt ging es mit dem Bus zurück nach Kairo), wurde mir schon ein wenig mulmig in
der Magengegend. Schließlich fehlten die beiden Reifen, die uns zu Beginn der Tour
um die Ohren flogen (die Felgen mit den Reifenresten hatten wir natürlich wieder
mitgebracht).
Also stellte ich mich schon seelisch auf ein erbittertes Verhandlungsgespräch ein.
Denn wer die Ägypter kennt und Ihre "Geschäftstüchtigkeit" kennengelernt hat, der
weiss, dass sie dazu neigen, solche Situationen zu Ihrem Vorteil zu nutzen. Aber
meine Sorge war völlig unbegründet und im nachhinein schäme ich mich sogar ein wenig
dafür.
Als wir unseren Ausgangspunkt erreichten, wurden wir erst mal wieder von Mohammeds
Familie zum Essen eingeladen. Anschließend wurden die Wagen abgeladen und es war
keine Rede mehr von den Reifen.
Einige Zeit später erreichten wir Kairo und von hier wollten wir direkt weiter auf
den Sinai nach Dahab. Zurück in Kairo verabschiedeten wir uns von Mohammed und
zahlten die restlichen 50% der 80 US$, die wir ihm vom Preis noch schuldeten.
Mit Udo und Astrid gingen wir anschließend noch etwas essen. Leider war jetzt auch
der Moment gekommen, an dem wir uns von ihnen verabschieden mussten, denn wir fuhren
am gleichen Abend weiter auf den Sinai.
Den Weg auf den Sinai (von Kairo aus) bewältigten wir mit einem Überland-Linienbus der
"Delta East Travel". Wie eingangs schon erwähnt, empfiehlt es sich, lange Strecken über Nacht
zurückzulegen.
Abfahrt war um 22:30 Uhr am gleichen Tag, an dem wir aus der Wüste kamen. Der Busbahnhof in
Kairo ist nicht leicht zu finden, am besten vertrauen Sie sich einem kundigen Taxifahrer an.
Tickets können vor Ort gekauft werden. Je nach Ausstattung der Busse kann der Preis von Kairo
bis Sharm El Sheik 80 LE betragen. Da wir von Sharm El Sheik noch weiter nach Dahab wollten,
zahlten wir 85 LE.
Die Fahrt verlief jedesmal (es war 2001 das zweite mal, dass wir diese Strecke fuhren)
unspektakulär. Leider kann man auf der Fahrt nicht wirklich schlafen, denn in regelmäßigen
Abständen erfolgen Kontrollen der hiesigen Militärs. Hinweis: Halten Sie Ihren Reisepass
im Handgepäck griffbereit. Und wenn vorhanden, stecken Sie
Ohrenstöpsel ein. In den Überlandbussen laufen ohne Unterbrechung schrille ägyptische Filme in
einer wahnsinnigen Lautstärke.
Nach einer längeren Pause (die Busse stoppen hier und da einmal) erreichten wir morgens Sharm El
Sheik. Hier war umsteigen angesagt. Eine Aufgabe, die erst mal gemeistert werden will. Die
Rücksäcke aus dem Stauraum holen, den neuen Bus finden (alle Schriften am Bus sind in arabisch;
besser zweimal fragen) und anschießend im "Gewusel" einen Platz im neuen Bus erkämpfen. Achtung:
Die Busse sind oft überbucht. Haben Sie ein gültiges Ticket, bestehen Sie auf Ihre Mitfahrt,
notfalls auch im Gang.
Wir waren von Dahab so begeistert, dass wir uns 2002 zu Esthers Geburtstag spontan entschlossen,
nochmals für zwei Wochen vor Ort Urlaub zu machen. Wir wollten ein wenig die Seele baumeln lassen
und von dort aus einige Touren in den Sinai unternehmen. Udo und Astrid, die wir 2001 in Ägypten
kennengelernt haben, entschlossen sich, uns die zweite Woche Gesellschaft zu leisten. Außerdem
hatte ich zuvor in good old Germany einen Tauchschein gemacht und wollte nun unbedingt meine
Freiwassertaucherfahrung im Roten Meer sammeln.
Neben der Tatsache, dass man in Dahab prima die Seele baumeln lassen kann, ist es auch möglich,
tolle Touren auf den Sinai zu unternehmen. Wie für viele andere auch, führte uns eine der Touren
auf den Mosesberg. 2002 allerdings am hellichten Tag. 1999 machten wir uns von Sharm El Sheik bei
Nacht auf den Weg. Ein wirklich unglaubliches Ereignis. Offen gestanden hatten wir in unserem ersten Ägyptenurlaub die naive Vorstellung, dass es ein
romantisches Erlebnis wird, den heiligen Berg vom Katharinen Kloster aus zu besteigen.
Die Realität sah aber völlig anders aus. Als wir gegen 2:00 Uhr nachts am Kloster ankamen,
standen min. schon 35-40 große Reisebusse auf dem Parkplatz. Ganz zu schweigen von den unzähligen
Taxis und Minibussen. Ich war wirklich platt, denn ein nicht abreißenden Strom von Menschen hatte
sich bereits auf den Weg zum Gipfel gemacht. Es sah wirklich so aus, als wäre Moses mit seinen
"Leuten" noch unterwegs.
Gegen 4:15 Uhr erreichten wir unser Ziel und siehe da, es gab noch Platz......all die Hetze
umsonst. Durch den raschen Aufstieg waren wir ziemlich durchgeschwitzt und fingen nun an auf fast
3000 m zu frieren. Ich besorgte Esther von einem Einheimischen Kameltreiber (bitte nicht negativ
verstehen; ist im wahrsten Sinne des Wortes gemeint) eine alte "Satteldecke". Nun hatten wir noch
genug Zeit um uns auf den Sonnenaufgang vorzubereiten. Es lohnte sich.....ein tolles Erlebnis.
Auch hier fuhren wir mit einem Sammeltaxi, dass unser "Campmanager" für unsere kleine Gruppe
organisierte. Für Udo sollte diese Tour zu keinem glücklichen Ende führen. Zwei Monate zuvor
erlitt er einen Riss der Archilissehne, daher war er zuvor auch sehr interessiert, ob die Tour
für seine Verhältnisse überhaupt machbar wäre. Einschlägig versicherten der Campmanager und
diverse befragte Ägypter, dass es überhaupt kein Problem sei.
Nach ca. 1 Std. 45 min. erreichten wir die Oase. Wie wir erfuhren, kamen die beiden Jeeps erst 15
Min. vor uns ans Ziel und genau das war unser Problem. Der Weg für die Wagen war viel weiter als
vermutet und die Fahrt "Hin und Zurück" (um die beiden zu holen) hätte ca. 3 Std. gedauert. Nun
war guter Rat teuer. Die Fahrer weigerten sich strickt Udo und Astrid aus der Wüste zu holen.
Einer der Oasenbewohner bot sich an, einen Zettel mit einer Nachricht zu überbringen. Also
schrieb ich, dass sich die beiden zur Straße durchschlagen müssen, um dort einen Wagen
anzuhalten, der sie zurück nach Dahab mitnehmen würde.
Ich traute meinen Augen nicht, als der Überbringer der Nachricht sich anschickte, durch den
Canyon zurück zu laufen. Bis die Botschaft Udo und Astrid erreichte, vergingen fast fünf Stunden
(unserer Gehzeit (hin); die Diskussion mit den Fahrern und der Rückweg des Boten). Fünf Stunden
in der prallen Sonne und mit der Ungewißheit und der Frage im Kopf, warum keiner kommt um sie zu
holen.
Ich denke, jeder kann sich vorstellen, dass ihre Stimmung an diesem Tag nicht gerade auf dem
Höhepunkt war. Mit Hilfe des Boten fanden sie nach einer weiteren ¾ Std. die Straße und
versuchten ein Auto anzuhalten. Es war wirklich schade, denn die beiden haben etwas verpasst. Die Canyon's waren ein tolles
Erlebnis und wir können sie jedem wirklich empfehlen. Natürlich waren unsere Unternehmungen
damit noch lange nicht beendet.
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Fortsetzung folgt !!
Der Sinai
Fahrt nach Assuan (über Esna, Edfu und Kom Ombo)
Assuan (inlc. Abu Simbel)
4 Tage auf der Feluke (von Assuan nach Luxor)